Fachärzte stehen für einen dynamischen Arbeitsmarkt
Die Gesundheitswirtschaft und insbesondere Krankenhäuser, aber auch die Fachärzte als Unternehmer in einer bundesweiten flächendeckenden organisatorischen und wirtschaftlichen Struktur von annähernd 100.000, nicht ins Ausland verlegbaren Einheiten, sind wichtige Arbeitgeber. Mit rund 7,3 Millionen Erwerbstätigen ist etwa jeder 6. Arbeitsplatz in Deutschland in der Gesundheitswirtschaft angesiedelt. Die Gesundheitswirtschaft ist ein Jobmotor und hat seit 2006 mehr als 1,4 Millionen Stellen geschaffen. Etwa jeder 9. Erwerbstätige in Deutschland ist in der medizinischen Versorgung beschäftigt. Die Erwerbstätigenzahlen in der medizinischen Versorgung sind seit 2006 kontinuierlich um mehr als eine Million Personen angewachsen.
Der jährliche Zuwachs liegt im ambulanten Bereich mit 2,6 % am höchsten. Der Anteil der in Krankenhäusern beschäftigten Personen an der gesamten Erwerbstätigenzahl des stationären Bereiches ist seit 2006 um rund 2,5 Prozent zurückgegangen. Absolut gesehen stieg die Beschäftigung aber kontinuierlich an – trotz sinkender Anzahl an Krankenhäusern.
In 2017 waren 0,7 Millionen Erwerbstätige in der ambulanten Versorgung tätig. In der fachärztlichen ambulanten Versorgung waren es 520.000 mit deutlichem Zuwachs (4,0%) in den letzten fünf Jahren; dies entspricht dem Rückgang in den Krankhäusern.
Die Vergütungszuwächse im ambulanten Bereich alimentieren lediglich den notwendigen Zuwachs an qualifiziertem Personal und stehen damit nicht für die Abdeckung der demographischen Mehrbedarfe zur Verfügung. Den notwendigen Personalzuwächsen sind folglich Grenzen gesetzt und dies ist zum Nachteil der Bruttowertschöpfung, denn 27 Prozent der Erwerbstätigen in den nicht-stationären Einrichtungen erwirtschaften 50 Prozent der Bruttowertschöpfung.
Quellen Diagramm: eigene Berechnungen, Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, ZiPP-Studie des Zentralinstituts, Honorarbericht KBV, jeweils in aktuellster Fassung
Patienten und ihre Fachärzte
86% aller 18- bis 79jährigen Bürgerinnen und Bürger waren in den letzten zwölf Monaten bei einem Arzt in der Praxis, um sich selbst behandeln oder beraten zu lassen. Unter diesen Befragten waren 38% ausschließlich beim Hausarzt und 17% ausschließlich beim Facharzt, 45% – zunächst unabhängig von individuellen Häufigkeiten – haben im letzten Jahr sowohl Haus- als auch Facharzt aufgesucht. Die Differenzierung zeigt, dass Fachärzte ähnlich oft aufgesucht werden wie Hausärzte. Insgesamt nur 14% aller befragten Erwachsenen sagen, dass sie in diesem Zeitraum weder eine Hausarzt- noch eine Facharztpraxis aufgesucht haben. Damit ist der Anteil der Versicherten mit Arztbesuch seit Jahren in hohem Maße konstant. Bei ausnahmslos allen Versichertenbefragungen seit 2006 haben jeweils immer gut vier von fünf Befragten angegeben, mindestens einmal in den vergangenen zwölf Monaten einen Facharzt konsultiert zu haben.
Übrigens: Bei der Häufigkeit von Facharztbesuchen gibt es praktisch keine Unterschiede zwischen GKV- und PKV-Angehörigen. Bei Hausärzten sind hingegen Kassenpatienten häufiger anzutreffen als die Mitglieder einer privaten Krankenversicherung. Ansonsten bestätigen sich für beide Arztgruppen die allgemeingültigen Trends, wonach ältere Befragte und/oder Rentner sowohl Haus- als auch Fachärzten deutlich mehr Besuche abstatten als jüngere und/oder berufstätige Befragte.
Bei Arztbesuchen beim Facharzt fallen häufig Wartezeiten an. Doch obwohl sich viele Patienten sowohl für einen Arzttermin als auch später in der Praxis vor dem eigentlichen Behandlungsbeginn mitunter länger gedulden müssen, stören sich nur die wenigsten Befragten an den Wartezeiten für Arzttermine – vorausgesetzt das entsprechende Zeitfenster beträgt nicht mehrere Wochen.
Wie lange die Versicherten konkret warten müssen, bis sie den gewünschten Arzttermin bekommen bzw. bis sie in der Sprechstunde an der Reihe sind, ist im Einzelfall höchst unterschiedlich. Relevant für kürzere oder längere Wartezeiten ist vor allem die Dringlichkeit einer Behandlung.
Beim Thema Wartezeiten bleibt bemerkenswert, dass zunächst einmal zusammengenommen 45% der Befragten vor ihrem letzten Arztbesuch überhaupt keine Wartezeit für den Arzttermin hatten. So sagen im Detail 30% der Befragten, dass sie „sofort“ einen Termin bekommen haben, weitere 14% sind „ohne Terminvereinbarung direkt zum Arzt“ bzw. geben an, dass eine „Terminvereinbarung unnötig“ war und 1% bemerkt, dass die letztbesuchte Praxis keine Termine vergibt. Insgesamt 15% der Befragten hatten bis zu drei Tagen Wartezeit („einen Tag“: 6%; „zwei bis drei Tage“: 9%) und 39% aller Patienten mussten sich beim letzten Arztbesuch länger als drei Tage gedulden („bis zu einer Woche“: 12%; „bis zu drei Wochen“: 12%; „länger als drei Wochen“: 15%).
Wartezeiten für Facharzt-Termine haben aber leicht zugenommen, wobei – neben den Differenzen zwischen der haus- und fachärztlichen Versorgung ganz allgemein – im Detail zwischen den einzelnen Facharztgruppen nochmals erhebliche Unterschiede auftreten: Bei Chirurgen, Hals-Nasen-Ohren-Ärzten oder Internisten liegen die Wartezeiten deutlich unter dem Niveau von Urologen oder Frauenärzten. Hier finden allerdings auch vergleichsweise viele Vorsorgeuntersuchungen statt, die bei der Terminsetzung eindeutig hinter akuten Fällen zurückstehen.
Nach wie vor gilt aber und das ist entscheidend: 91% aller Patienten haben ein gutes (39%) oder sehr gutes (52%) Vertrauensverhältnis zum Facharzt. Die medizinisch-therapeutische Leistung des Facharztes wird von 92% der Patienten als „gut“ und „sehr gut“ klassifiziert.
Quelle: Versichertenbefragung KBV, 2018
Fachärzte sind in regionale Wirtschaftsstrukturen eingebunden
Regionale Oberzentren sind vital, wenn es dort eine gute fachärztliche Versorgung gibt. Oberzentren im ländlichen Raum ohne Facharztpraxen werden von der dortigen Wohnbevölkerung dagegen nicht akzeptiert. Das gilt insbesondere für die fachärztliche Grundversorgung, ohne die ein Zuzug der jüngeren Generation in ländliche Strukturen nicht denkbar ist. Damit fehlen diesen Regionen aktuelle und künftige Fachkräfte.
Deshalb gilt: Nur die Kombination einer flächendeckenden hausärztlichen Versorgung mit einer fachärztlichen Versorgung in erreichbaren Oberzentren schafft die gewünschte qualitative ambulante und stationäre medizinische Versorgung.
Dort, wo sich die Wohnbevölkerung gut versorgt fühlt die Erreichbarkeit von Facharztpraxen im ländlichen Raum genauso gut wie in Städten.
Der SpiFa hat eine Studie erstellt und alle Kreise in Deutschland betrachtet. Auf der Grundlage der Verkehrsinfrastruktur wurde die Wegezeit aller 72 Mio. GKV- Versicherten zum nächsten Facharzt für alle ambulant tätigen Facharztgruppen ermittelt. Die Ergebnisse für das Jahr 2017 wurden für kreisfreie Großstädte, Städtische Kreise, Ländliche Kreise mit Verdichtungsansätzen und dünn besiedelte ländliche Kreise zusammengefasst:
Quelle Tabelle: eigene Berechnungen, Auswertungen KBV, 2018
Mehr als 60 Prozent der Patienten im ländlichen Raum erreichen die Facharztpraxis in 30, mehr als 80 Prozent in 45 Minuten, wenn die Verkehrsinfrastruktur zu Oberzentren des ländlichen Raums intakt ist. Diese Werte brauchen keinen Vergleich mit irgendeinem anderen Land dieser Welt zu scheuen.
Neben der für die regionale Wirtschaftskraft relevanten Frage nach genügend Fachkräften, hat der SpiFa sich auch mit direkten Zusammenhängen zwischen der Wirtschaftskraft einer Region und der Fachärztlichen Infrastruktur beschäftigt. Mit derselben Studie wurden die Landkreise identifiziert, bei denen die durchschnittliche Wegezeit zum gewünschten Facharzt mehr als 45 Minuten betrug. Diese Landkreise haben alle auch die niedrigste Wirtschaftskraft in Deutschland. Denn auch die für die Versorgung der Menschen in diesen Kreisen von Fachärzten bezogenen Vorleistungen spielen für die Ansiedelung von Industrie eine Rolle:
Quelle Tabelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Zahlen und Fakten zur Gesundheitswirtschaft, 2017