Medizinisch-Ökonomischer Fußabdruck

Das deutsche Gesundheitswesen gilt als eines der besten Gesundheitssysteme auf der Welt. Dabei stellt die Gesundheitsversorgung in Deutschland nicht nur medizinische Leistungen in hoher Qualität zur Verfügung, sondern leistet auch einen herausragenden Beitrag zur wirtschaftlichen Lage in Deutschland. Die Gesundheitswirtschaft ist damit eine der wichtigsten Wirtschaftsbranchen in Deutschland: Sie erwirtschaftete im Jahr 2017 rund 12 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Dies entspricht in etwa jedem achten Euro des deutschen Bruttoinlandsprodukts. Ihr Anteil ist von 10,7 Prozent in 2006 auf 11,9 Prozent in 2017 gestiegen.

Die Gesundheitswirtschaft hinterlässt jährlich einen ökonomischen Fußabdruck in Höhe von 618 Milliarden Euro. Mit jedem produzierten Euro entstehen 0,77 Euro zusätzliche Wertschöpfung in der Gesamtwirtschaft. Die Bruttowertschöpfung in der medizinischen Versorgung liegt bei 349,8 Milliarden Euro.

Fachärzte tragen mit rund 125 Milliarden Euro jährlich zu mehr als einem Drittel zur Bruttowertschöpfung bei.

Fachärzte in Deutschland

Fachärzte in Deutschland

Medizinische Versorgung durch Fachärzte in Deutschland

Die Fachärzte in Klinik und Praxis, die sowohl in einem Angestelltenverhältnis oder als freier Unternehmer tätig sind, bilden für die Gesundheitsversorgung in Deutschland das Rückgrat der medizinischen Versorgung der Menschen, sie sind auch Träger und Garant der Gesundheitswirtschaft. Insgesamt sind in Deutschland 385.100 Ärzte in Klinik und Praxis tätig. Der Anteil der Fachärzte beläuft sich dabei auf insgesamt 87 Prozent aller berufstätigen Ärzte in Deutschland.

Das Leistungsvermögen der Ärzteschaft insgesamt und der Fachärzte im Besonderen ist beeindruckend:

•  537,3 Mio. Behandlungsfälle in der gesetzlichen Krankenversicherung werden insgesamt durch niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten pro Jahr für 72,81 Millionen Versicherte erbracht. Das bedeutet, dass Patienten mehr als 1,5 Mrd. mal die niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten in einem Jahr aufsuchen.

• Mehr als die Hälfte, 294,7 Millionen Behandlungsfälle pro Jahr, werden durch die niedergelassenen Fachärzte in der ambulanten Grund- und Spezialversorgung erbracht.

• Dazu kommen 20,06 Mio. Behandlungsfälle im Krankenhaus pro Jahr, die von den Fachärzten im Krankenhaus geleistet werden. Dabei liegt die durchschnittliche Verweildauer eines Patienten im Krankenhaus nur noch bei 7,3 Tagen.

Auch beeindruckend: Mittlerweile findet 95% der fachärztlichen Versorgung im ambulanten Bereich statt.


Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) (2018): Gesundheitswirtschaft – Fakten & Zahlen.  Ergebnisse der Gesundheitswirtschaftlichen Gesamtrechnung, Ausgabe 2017, eigene Berechnungen

Der niedergelassene Arzt als Unternehmer

Der niedergelassene Facharzt versorgt nicht nur Menschen bei gesundheitlichen Problemen, er ist zugleich auch noch Unternehmer und Arbeitgeber mit vielfältigen Aufgaben. Er schafft Arbeitsplätze, investiert eigenes Vermögen in den Aufbau von Versorgungsstrukturen, hilft die Verweiltage im Krankenhaus als auch die Tage der Arbeitsunfähigkeit der Menschen in Deutschland zu reduzieren. Neben direkten Effekten wirken also die Leistungen der Fachärzte auch indirekt auf die Bruttowertschöpfung in Deutschland.

Diese Effekte sind u.a.:

Investitionen: Pro Jahr investieren die niedergelassenen Fachärzte rund 1,2 Mrd. Euro in den Aufbau von Arbeitsplätzen und effektiven Versorgungsstrukturen, sei es durch den Neu- oder Umbau einer Praxis, der Anschaffung von Untersuchungsgeräten oder einem Telefon für den Empfang der Praxis. Zusätzlich nimmt jeder Facharzt eine Anfangsinvestition von ca. 150.000 Euro bis zu 1.500.000 Euro, je nach Fachgruppe, vor.

Jobmotor Gesundheitswesen: Neben den angestellten Ärzten in Klinik und Praxis sowie den niedergelassenen Ärzten werden im Gesundheitswesen zahlreiche weitere sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze geschaffen. In der ambulanten ärztlichen Versorgung sind dies rund 700.000. Diese Arbeitsplätze werden dabei durch die unternehmerischen Strukturen der niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten abgesichert. Die Honorarzuwächse der Praxen in den letzten Jahren sind deshalb auch immer in die Sicherung und Attraktivität dieser Arbeitsplätze geflossen.

Arbeitszeit der Fachärzte in Klinik und Praxis: Die Fachärzte in Klinik und Praxis erbringen pro Jahr rund 462 Millionen Stunden Arbeitszeit. Davon entfallen rund 202 Millionen Stunden pro Jahr auf die niedergelassenen Fachärzte und 262 Millionen Stunden pro Jahr auf die Fachärzte in der Klinik. Die durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit in der Praxis liegt bei rund 53 Stunden und beinhaltet im Durchschnitt immer mehr als 25 Stunden Sprechstundenzeit für die Patienten.


Statistische Hinweise und Angaben zu den verwandten Quellen:

Investitionen: Existenzgründeranalyse der Apobank, 2013/2014 und eigene Berechnungen (Beispiel Gynäkologie und Dialyse) Arbeitsplätze: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) (2018): Gesundheitswirtschaft – Fakten & Zahlen. Ergebnisse der Gesundheits-wirtschaftlichen Gesamtrechnung, Ausgabe 2017

Arbeitszeit: Ärztemonitor KBV, 2016

 

Gesundheitswirtschaft

Bedeutung der Gesundheitswirtschaft in Deutschland

Die deutsche Gesundheitswirtschaft erwirtschaftete im Jahr 2017 rund 12 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Ihr Anteil ist von 10,7 Prozent in 2006 auf 11,9 Prozent in 2017 gestiegen. Gleichzeitig ist sie Arbeitgeber für über 7 Mio. Menschen in Deutschland. Darüber hinaus sind ihr rund 8,4 Prozent der gesamtdeutschen Exporte zuzuschreiben – dies ist viel für eine Branche, die einen Großteil ihrer Wertschöpfung durch die Erbringung von Dienstleistungen am Patienten und damit am Standort Deutschland erzielt. Die zentralen ökonomischen Kennzahlen der Gesundheitswirtschaft weisen im Vergleich zur Gesamtwirtschaft überdurchschnittliche Wachstumsraten auf. Die Zahlen zeigen, dass die Querschnittsbranche Gesundheitswirtschaft von hoher und weiter zunehmender Bedeutung für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung der deutschen Volkswirtschaft ist.

Die Gesundheitswirtschaft hinterlässt einen ökonomischen Fußabdruck in Höhe von 618 Milliarden Euro. Ihr Wachstum liegt seit 2006 immer einen Prozentpunkt über dem Gesamtwachstum der Wirtschaft. Mit jedem produzierten Euro in der Gesundheitswirtschaft entstehen 0,77 Euro zusätzliche Wertschöpfung in der Gesamtwirtschaft und sorgt somit für weitere positive Effekte. Durch die Verflechtung mit Akteuren aus anderen Wirtschaftsbereichen entstehen (durch indirekte und induzierte Effekte) gesamtwirtschaftliche Bruttowertschöpfungseffekte von 286,3 Milliarden Euro. Die direkte Bruttowertschöpfung liegt damit bei 349,8 Milliarden Euro. Über die Hälfte davon – 188,3 Milliarden Euro – wird in der medizinischen Versorgung der Bevölkerung erbracht. In den Arztpraxen liegt die Bruttowertschöpfung 2017 bei 45,4 Milliarden Euro.

Das überdurchschnittliche Wertschöpfungswachstum liegt seit 2006 bei 3,9 Prozent p.a. In den fachärztlichen Praxen liegt die Bruttowertschöpfung bei 28,6 Milliarden Euro. Die Wertschöpfung im stationären Bereich liegt bei 97 Milliarden Euro und ist ohne die dort arbeitenden Fachärzte nicht denkbar.

Damit tragen Fachärzte mit rund 125 Milliarden Euro jährlich zu mehr als einem Drittel zur Bruttowertschöpfung der Gesundwirtschaft bei.


Statistische Hinweise und Angaben zu den verwandten Quellen:

Bedeutung Gesundheitswirtschaft: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) (2018): Gesundheitswirtschaft – Fakten & Zahlen. Ergebnisse der Gesundheitswirtschaftlichen Gesamtrechnung, Ausgabe 2017

Bruttowertschöpfung Fachärzte: eigene Berechnungen

Gesundheitswirtschaft „regional“

Nicht überraschend: die großen und wirtschaftsstarken Bundesländer Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen erzeugen mit 174 Milliarden Euro gut 50 Prozent der Wertschöpfung in der Gesundheitswirtschaft. Völlig anders sieht es aber mit der relativen Bedeutung der Gesundheitswirtschaft für die einzelnen Bundesländer aus. Hat die Gesundheitswirtschaft in Deutschland insgesamt einen Anteil an der Bruttowertschöpfung von 11,9 Prozent, so liegen die Werte für Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein bei jeweils 15 Prozent. In Sachsen-Anhalt und Thüringen stehen sie bei 13,7 und 13,5 Prozent, in Berlin bei 13,6 Prozent, und auch in Brandenburg (12,5 Prozent) und Sachsen (12,2 Prozent) sind sie über dem Durchschnitt. Unter westlichen Bundesländern ragt lediglich Hessen mit einem Wert von 13,5 heraus, der sich mit einem überragenden Einfluss der industriellen Gesundheitswirtschaft, insbesondere der pharmazeutischen Industrie, erklären lässt. Der regionale Anteil der medizinischen Versorgung an der Bruttowertschöpfung der Gesundheitswirtschaft liegt in allen östlichen Ländern zwischen 61 und fast 66 Prozent (Bundesdurchschnitt knapp 54 Prozent).


Statistische Hinweise und Angaben zu den verwandten Quellen:

Gesundheitswirtschaft regional: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) (2018): Gesundheitswirtschaft – Fakten & Zahlen. Länderergebnisse der Gesundheitswirtschaftlichen Gesamtrechnung, Ausgabe 2017

Definitionen: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) (2018): Gesundheitswirtschaft – Fakten & Zahlen. Handbuch zur Gesundheitswirtschaftlichen Gesamtrechnung mit Erläuterungen und Lesehilfen

Umfeld der Fachärzte

Fachärzte stehen für einen dynamischen Arbeitsmarkt

Die Gesundheitswirtschaft und insbesondere Krankenhäuser, aber auch die Fachärzte als Unternehmer in einer bundesweiten flächendeckenden organisatorischen und wirtschaftlichen Struktur von annähernd 100.000, nicht ins Ausland verlegbaren Einheiten, sind wichtige Arbeitgeber. Mit rund 7,3 Millionen Erwerbstätigen ist etwa jeder 6. Arbeitsplatz in Deutschland in der Gesundheitswirtschaft angesiedelt. Die Gesundheitswirtschaft ist ein Jobmotor und hat seit 2006 mehr als 1,4 Millionen Stellen geschaffen. Etwa jeder 9. Erwerbstätige in Deutschland ist in der medizinischen Versorgung beschäftigt. Die Erwerbstätigenzahlen in der medizinischen Versorgung sind seit 2006 kontinuierlich um mehr als eine Million Personen angewachsen.

Der jährliche Zuwachs liegt im ambulanten Bereich mit 2,6 % am höchsten. Der Anteil der in Krankenhäusern beschäftigten Personen an der gesamten Erwerbstätigenzahl des stationären Bereiches ist seit 2006 um rund 2,5 Prozent zurückgegangen. Absolut gesehen stieg die Beschäftigung aber kontinuierlich an – trotz sinkender Anzahl an Krankenhäusern.

In 2017 waren 0,7 Millionen Erwerbstätige in der ambulanten Versorgung tätig. In der fachärztlichen ambulanten Versorgung waren es 520.000 mit deutlichem Zuwachs (4,0%) in den letzten fünf Jahren; dies entspricht dem Rückgang in den Krankhäusern.

Die Vergütungszuwächse im ambulanten Bereich alimentieren lediglich den notwendigen Zuwachs an qualifiziertem Personal und stehen damit nicht für die Abdeckung der demographischen Mehrbedarfe zur Verfügung. Den notwendigen Personalzuwächsen sind folglich Grenzen gesetzt und dies ist zum Nachteil der Bruttowertschöpfung, denn 27 Prozent der Erwerbstätigen in den nicht-stationären Einrichtungen erwirtschaften 50 Prozent der Bruttowertschöpfung.


Quellen Diagramm: eigene Berechnungen, Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, ZiPP-Studie des Zentralinstituts, Honorarbericht KBV, jeweils in aktuellster Fassung

Patienten und ihre Fachärzte

86% aller 18- bis 79jährigen Bürgerinnen und Bürger waren in den letzten zwölf Monaten bei einem Arzt in der Praxis, um sich selbst behandeln oder beraten zu lassen. Unter diesen Befragten waren 38% ausschließlich beim Hausarzt und 17% ausschließlich beim Facharzt, 45% – zunächst unabhängig von individuellen Häufigkeiten – haben im letzten Jahr sowohl Haus- als auch Facharzt aufgesucht. Die Differenzierung zeigt, dass Fachärzte ähnlich oft aufgesucht werden wie Hausärzte. Insgesamt nur 14% aller befragten Erwachsenen sagen, dass sie in diesem Zeitraum weder eine Hausarzt- noch eine Facharztpraxis aufgesucht haben. Damit ist der Anteil der Versicherten mit Arztbesuch seit Jahren in hohem Maße konstant. Bei ausnahmslos allen Versichertenbefragungen seit 2006 haben jeweils immer gut vier von fünf Befragten angegeben, mindestens einmal in den vergangenen zwölf Monaten einen Facharzt konsultiert zu haben.

Übrigens: Bei der Häufigkeit von Facharztbesuchen gibt es praktisch keine Unterschiede zwischen GKV- und PKV-Angehörigen. Bei Hausärzten sind hingegen Kassenpatienten häufiger anzutreffen als die Mitglieder einer privaten Krankenversicherung. Ansonsten bestätigen sich für beide Arztgruppen die allgemeingültigen Trends, wonach ältere Befragte und/oder Rentner sowohl Haus- als auch Fachärzten deutlich mehr Besuche abstatten als jüngere und/oder berufstätige Befragte.

Bei Arztbesuchen beim Facharzt fallen häufig Wartezeiten an. Doch obwohl sich viele Patienten sowohl für einen Arzttermin als auch später in der Praxis vor dem eigentlichen Behandlungsbeginn mitunter länger gedulden müssen, stören sich nur die wenigsten Befragten an den Wartezeiten für Arzttermine – vorausgesetzt das entsprechende Zeitfenster beträgt nicht mehrere Wochen.

Wie lange die Versicherten konkret warten müssen, bis sie den gewünschten Arzttermin bekommen bzw. bis sie in der Sprechstunde an der Reihe sind, ist im Einzelfall höchst unterschiedlich. Relevant für kürzere oder längere Wartezeiten ist vor allem die Dringlichkeit einer Behandlung.

Beim Thema Wartezeiten bleibt bemerkenswert, dass zunächst einmal zusammengenommen 45% der Befragten vor ihrem letzten Arztbesuch überhaupt keine Wartezeit für den Arzttermin hatten. So sagen im Detail 30% der Befragten, dass sie „sofort“ einen Termin bekommen haben, weitere 14% sind „ohne Terminvereinbarung direkt zum Arzt“ bzw. geben an, dass eine „Terminvereinbarung unnötig“ war und 1% bemerkt, dass die letztbesuchte Praxis keine Termine vergibt. Insgesamt 15% der Befragten hatten bis zu drei Tagen Wartezeit („einen Tag“: 6%; „zwei bis drei Tage“: 9%) und 39% aller Patienten mussten sich beim letzten Arztbesuch länger als drei Tage gedulden („bis zu einer Woche“: 12%; „bis zu drei Wochen“: 12%; „länger als drei Wochen“: 15%).

Wartezeiten für Facharzt-Termine haben aber leicht zugenommen, wobei – neben den Differenzen zwischen der haus- und fachärztlichen Versorgung ganz allgemein – im Detail zwischen den einzelnen Facharztgruppen nochmals erhebliche Unterschiede auftreten: Bei Chirurgen, Hals-Nasen-Ohren-Ärzten oder Internisten liegen die Wartezeiten deutlich unter dem Niveau von Urologen oder Frauenärzten. Hier finden allerdings auch vergleichsweise viele Vorsorgeuntersuchungen statt, die bei der Terminsetzung eindeutig hinter akuten Fällen zurückstehen.

Nach wie vor gilt aber und das ist entscheidend: 91% aller Patienten haben ein gutes (39%) oder sehr gutes (52%) Vertrauensverhältnis zum Facharzt. Die medizinisch-therapeutische Leistung des Facharztes wird von 92% der Patienten als „gut“ und „sehr gut“ klassifiziert.


Quelle: Versichertenbefragung KBV, 2018

Fachärzte sind in regionale Wirtschaftsstrukturen eingebunden

Regionale Oberzentren sind vital, wenn es dort eine gute fachärztliche Versorgung gibt. Oberzentren im ländlichen Raum ohne Facharztpraxen werden von der dortigen Wohnbevölkerung dagegen nicht akzeptiert. Das gilt insbesondere für die fachärztliche Grundversorgung, ohne die ein Zuzug der jüngeren Generation in ländliche Strukturen nicht denkbar ist. Damit fehlen diesen Regionen aktuelle und künftige Fachkräfte.

Deshalb gilt: Nur die Kombination einer flächendeckenden hausärztlichen Versorgung mit einer fachärztlichen Versorgung in erreichbaren Oberzentren schafft die gewünschte qualitative ambulante und stationäre medizinische Versorgung.

Dort, wo sich die Wohnbevölkerung gut versorgt fühlt die Erreichbarkeit von Facharztpraxen im ländlichen Raum genauso gut wie in Städten.

Der SpiFa hat eine Studie erstellt und alle Kreise in Deutschland betrachtet. Auf der Grundlage der Verkehrsinfrastruktur wurde die Wegezeit aller 72 Mio. GKV- Versicherten zum nächsten Facharzt für alle ambulant tätigen Facharztgruppen ermittelt. Die Ergebnisse für das Jahr 2017 wurden für kreisfreie Großstädte, Städtische Kreise, Ländliche Kreise mit Verdichtungsansätzen und dünn besiedelte ländliche Kreise zusammengefasst:

Quelle Tabelle: eigene Berechnungen, Auswertungen KBV, 2018


Mehr als 60 Prozent der Patienten im ländlichen Raum erreichen die Facharztpraxis in 30, mehr als 80 Prozent in 45 Minuten, wenn die Verkehrsinfrastruktur zu Oberzentren des ländlichen Raums intakt ist. Diese Werte brauchen keinen Vergleich mit irgendeinem anderen Land dieser Welt zu scheuen.

Neben der für die regionale Wirtschaftskraft relevanten Frage nach genügend Fachkräften, hat der SpiFa sich auch mit direkten Zusammenhängen zwischen der Wirtschaftskraft einer Region und der Fachärztlichen Infrastruktur beschäftigt. Mit derselben Studie wurden die Landkreise identifiziert, bei denen die durchschnittliche Wegezeit zum gewünschten Facharzt mehr als 45 Minuten betrug. Diese Landkreise haben alle auch die niedrigste Wirtschaftskraft in Deutschland. Denn auch die für die Versorgung der Menschen in diesen Kreisen von Fachärzten bezogenen Vorleistungen spielen für die Ansiedelung von Industrie eine Rolle:


Quelle Tabelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Zahlen und Fakten zur Gesundheitswirtschaft, 2017